(us) Unser traditionelles Herrenessen sah dieses Jahr nicht nur 77 Teilnehmer (auch den angereisten CV-Ratspräsidenten Cbr Dr. Lommer), sondern viele sorgenvolle Gesichter.
Der bekannte FAZ-Redakteur Dr. Daniel Deckers entwarf in seiner Festrede zum Thema „Krise! Welche Krise? - Über Kirche, Glaube und Religion in Deutschland“ ein dichtes Szenario zur
Bestandsaufnahme, zur Therapie und zu Lösungsansätzen beim derzeitigen Zustand der christlichen Kirchen.
Die gerade durchgeführte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) für beide Kirchen hatte Erschreckendes zutage gefördert: Mitgliederschwund, Vertrauenskrise, dramatischer Ansehensverlust.
Erosion der inneren Haltung wie der rituellen Praxis. Durchaus unterschiedlich in der evangelischen und in der katholischen Situation.
Eine Polykrise? Wenn das Jahr 2010 mit 170.000 Kirchenaustritten schon als “annus horribilis“ bezeichnet wurde, so waren es 2022 mehr als 520.000 Austritte - vor kurzem noch unvorstellbar. Der
Festredner verwies allerdings auf die schon Ende der sechziger Jahre besonders von Rahner und Metz artikulierten Mahnungen nach dem II. Vaticanum: Schon die Frage nach Gott ist abhandengekommen.
Auf diesem Hintergrund konnten die Ergebnisse der jetzigen KMU nicht wirklich überraschen.
Hat unser Glaube seine Funktion, seine Bindung verloren? Vielleicht ist die Stärkung der Gemeindekirche ein Weg in die Zukunft. Auftreten, nicht austreten! Kirche als
Hintergrundorganisation....
Viele Fragen blieben trotz lebhafter Diskussion nach dem hervorragenden und dichten Vortrag von Daniel Deckers offen.
Das starke geistige „Sieben-Gänge-Menü“ der Rede musste verdaut werden und wird noch manche Diskussion auslösen.
Das gute Drei-Gänge-Menü im Steigenberger beförderte sodann schon die weitere Auseinandersetzung mit der schwierigen Thematik.... (Fotos).