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Großer Kinoabend des Düsseldorfer CV

(us)  Dieses Mal ist die Teilnehmerzahl an unseren traditionellen Filmabend schon auf 120 gestiegen! Und alle konnten sich an der eleganten Komödie im hervorragend restaurierten und mit deutschem Ton unterlegten Technicolor-Film von 1943 ergötzen,  den der berühmte  Regisseur Ernst Lubitsch  ins Werk setzte:  "Heaven Can Wait“ oder „Ein Himmlischer Sünder“.

Lubitsch zeigt uns die eleganteste Variante seiner frechen Helden aus seiner Berliner Zeit, er bewundert den großen Egoisten, der weiß wie man glücklich ist und glücklich macht: Der Filmheld, der kürzlich verstorbene Henry van Cleve, lebte nämlich im schlimmsten neuenglischen Puritanermilieu. Sein schleimiger Vetter, seine hasserstarrten Schwiegereltern sind die Maßstäbe, an denen er gemessen werden muss und vom Teufel gemessen wird. Als sich Henry nach seinem Tod beim Teufel für die Hölle anmeldet, erwartet er den Lohn seines turbulenten Lebenswandels. Der sehr zuvorkommend und höflich auftretende Teufel zweifelt jedoch daran, dass Henry wirklich in die Hölle gehört und lässt ihn die ganze Geschichte seines Lebens aufrollen.

Wir sehen, dass Henry 1872 in eine wohlhabende Familie in Manhattan geboren wird. Bereits als neunjähriger Junge entdeckt er seine Attraktion auf Mädchen. Mit 15 lässt er sich von seiner französischen Gouvernante verführen und wächst dann schließlich zu einem jungen Casanova heran, der das New Yorker Nachtleben genießt  und sich mit vielen Showgirls einlässt.  Die meisten Mitglieder seiner steifen Familie sind empört. Nur sein bodenständiger Großvater Hugo van Cleve kann für seine amourösen Abenteuer Verständnis aufbringen.

Als Henry eines Tages hört, wie eine wunderschöne junge Frau an einem öffentlichen Telefon ihre Mutter anlügt, folgt er ihr in einen Buchladen und gibt sich als dort Verkäufer aus und macht ihr Avancen, obwohl sie verlobt ist. Diese Martha verlässt aber den Buchladen schnell, als sie erfährt, dass Henry kein Verkäufer ist. Wenig später stellt Henrys langweiliger Cousin Albert seine Verlobte der Familie vor: Martha, die Schönheit aus dem Buchladen!  Henry kann mit seinem Charme diese Martha überzeugen, dass sie ihn anstelle von Albert heiraten solle, und beide fliehen vor der gesamten Familie und allen Anwesenden zum Standesamt. Außer dem Großvater sind alle total empört. Martha und Henry führen aber eine glückliche Ehe und bekommen einen Sohn namens Jack. Als Martha jedoch am Vorabend des zehnten Hochzeitstages von einer Affäre Henrys erfährt, packt sie ihre Koffer und flieht zu ihren zerstrittenen Eltern, den Fleischfabrikanten in Kansas. Dem am Boden zerstörten Henry wird aber durch seinen alten Großvater geholfen, der ihm klarmacht, dass Martha die Liebe seines Lebens ist. Den beiden gelingt es, Martha wieder umzustimmen, und sie fliehen ein zweites Mal, sehr zum Verdruss von Marthas Eltern und zur Freude des Großvaters.

Als Henry 50 Jahre alt ist, besucht er ein Showgirl namens Peggy Nash in ihrer Garderobe, die eine ungewünschte Beziehung mit dem Sohn Jack führt.  Henry umgarnt Peggy, um sie von seinem Sohn wegzubekommen. Er muss jedoch feststellen, dass seine alten Liebestricks nicht mehr ziehen. Das kränkt ihn freilich, doch Martha weiß nun umso klarer, dass Henry nur noch ihr gehört. Peggy Nash erhält eine Geldabfindung vom besorgten Vater, um die Beziehung mit Jack zu beenden. Kurz nach dem gemeinsamen 25. Hochzeitstag verstirbt aber Martha, die durch die Ehe mit Henry zur glücklichsten Frau auf Erden geworden war. Henry erholt sich von diesem Schock und bleibt bis zuletzt ein sehr aktiver und lebenslustiger Witwer, der ständig abends ausgeht, bis er einen Tag nach seinem 70. Geburtstag im Jahre 1942 schließlich unter der Fürsorge einer schönen Krankenschwester stirbt.

Der Teufel verweigert ihm nun den Zutritt zur Hölle, weil er  Henrys Lebenswandel  als belanglos einschätzt. Im Gegenteil: Henry hätte sogar viele Frauen und besonders Martha glücklich gemacht. So entlässt der Teufel Henry in Richtung Himmel, wo er Martha und seinen Großvater wiedersehen kann.

 

Peter Bogdanivich schreibt in Bezug auf diesen Film über Lubitsch in seinem Buch  „Hollywood“:  Lubitsch hatte die einzigartige Begabung, einem leichten Stoff Gewicht und Nachhall zu geben weit über den Inhalt der Story hinaus. Aus einer lächerlich einfachen und anspruchslosen Geschichte vom Leben und Sterben eines ziemlich unbedeutenden Mannes macht Lubitsch ein bewegendes Zeugnis unserer täglichen Oberflächlichkeiten und Eitelkeiten, unserer Krisen und Unbesonnenheiten in unserer tiefen Verletzlichkeit der eigenen Schönheit. Das ist Lubitsch „Göttliche Komödie“, und niemand sonst ist je so behutsam und bedacht mit den menschlichen Schwächen im Film umgegangen. Als der Held des Films hinter einer geschlossenen Tür stirbt, zieht sich Lubitschs Kamera langsam zurück, um einen Ballsaal zu erfassen, und ein alter Walzer erklingt, den dieser Henry so liebte:  Ein Mensch ist gestorben, es lebe der Mensch! 

 

Wiederum  ein schöner Filmabend, diesmal heiter und bewegend.  Und in der Filmpause konnten wir uns abermals an dem schmackhaften Abendessen vom Uerigen erfreuen. (Fotos)